Zerbeulter Mythos: “Iron Man 3”
Tony Stark (Robert Downey jr.) hat ein Problem: Seit er mit einer nordischen Gottheit, einem Weltkriegsveteranen, zwei Spionen und einem grünen Monster die Welt vor einer außerirdischen Invasion bewahrt hat, plagen ihn Schlafstörungen und Panikattacken.
Trost findet der bedauernswerte Milliardär nicht in den Armen seiner Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow), sondern in denen seines Alter Ego Iron Man. Nacht für Nacht tüftelt der exzentrische Ex-Playboy in seinem Hitech-Labor an immer neuen Kampfanzügen. Diese kommen zum Einsatz, als ein mysteriöser Besucher aus Starks wenig ruhmreicher Vergangenheit (Guy Pearce) und ein Terrorist mit Fachwissen über Glückskekse (Ben Kingsley) auftauchen. Beide haben Böses im Sinn und den strauchelnden Helden im Visier. Als es schließlich hart auf hart kommt, bleibt das nicht ohne Folgeschäden – für Tonys Kumpels Harold “Happy” Hogan (Jon Favreau) und James “Rhodey” Rhodes (Don Cheadle), aber leider auch für die Logik und manchmal gar die Spannung.
Die Entscheidung, Shane Black statt “Happy”-Darsteller Favreau auf den Regiestuhl zu setzen, schien richtig zu sein. Nach dem etwas unentschlossenen zweiten Teil der Eisenmann-Reihe hätte der Mann hinter “Lethal Weapon”, “Last Boy Scout” und “The Long Kiss Goodnight” die Zügel wieder etwas anziehen und in Richtung des Erstlings lenken können. Knackige Action trifft auf bissigen Humor: So lieben die Fans ihren Iron Man – spätestens, seit Downey jr. der Figur seinen Stempel aufgedrückt hat.
Und seien wir fair: Nicht selten blitzt das Talent des neuen Regisseurs auf, macht das Amalgam aus Krawumm und Witz das neue Kinoabenteuer des gepanzerten Rächers durchaus sehenswert. Leider nicht immer. In ihren schwachen Momenten erinnern Inszenierung und Drehbuch bisweilen geradezu an die Handschrift von Christopher Nolan, des am meisten überschätzten Regisseurs der Neuzeit.
Hier bleibt’s wie immer spoilerfrei, daher nur soviel: Es gibt mindestens zwei Twists, die der Geschichte und ihrem Protagonisten nicht gut tun. Mehr noch: Was bereits in den Trailern gezeigt wurde, wird dem Film fast zum Verhängnis – irgendwie ist jeder ein bisschen Iron Man. Und jetzt alle: Rein in die Rüstung, raus aus der Rüstung! Was macht Tony Stark da noch zu etwas Besonderem? Schon klar – Mut, Grips und dumme Sprüche. Leider schafft Teil drei der Saga (die im Übrigen mitnichten eine Trilogie ist, auch wenn das Feuilleton das glaubt) es nicht, das auch zu zeigen. Stattdessen wird es im hilflos angeschweißten Epilog einfach behauptet.
Nicht falsch verstehen: “Iron Man 3” gelingt es natürlich nicht, Marvels Kino-Ambitionen an die Wand zu fahren. Aber er bringt den großen Schlachtplan, den die Produzenten ihren Comic-Verfilmungen untergeschoben haben, auch keinen Meter nach vorne. Stattdessen bekommen wir einen umständlich chargierenden Bösewicht, eine Handvoll ungenutzter Chancen, knallige, leicht unübersichtliche Action und immerhin eine kindliche Nebenrolle, die im Gegensatz zum Gros ihrer Vorgänger im Geiste (“Star Trek – Next Generation”! “Jurassic Park”!) nicht nervt.
Tony Stark wird zurückkehren. Dann hoffentlich wieder etwas fokussierter und in alter Frische.
Bis dahin gibt’s zweieinhalb von fünf gesplitterten Helmen.
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