Unschlagbare Optik, starke Story: “Andor” lässt das Fan-Herz höher schlagen
Nachdem das galaktische Imperium die Herrschaft übernommen hat, regiert es mit eiserner Hand. Auf vielen Planeten herrscht Armut. Cassian Andor (Diego Luna) ist einer von denen, die sich mit Gaunereien durchschlagen. Er ist ein Frauenheld und Halunke, aber auch ein Überlebenskünstler – und er wird getrieben von einer persönlichen Mission. Als er eines Abends in eine Auseinandersetzung mit zwei Sicherheitsmitarbeitern gerät und die Situation eskaliert, entscheidet er sich zur Flucht. Dabei bekommt er unerwartete Hilfe vom mysteriösen Luthen Rael (Stellan Skarsgård), der weniger egoistische Ziele verfolgt als er. Und während sich die Unterdrückten zunächst heimlich zusammentun, wird auf den dreckigen Straßen und in dunklen Hinterhöfen ein Wort immer lauter: Rebellion.
“Andor”, die neue Star-Wars-Serie aus dem Hause Disney, geht mit gehörigem Erwartungsdruck an den Start. Das Prequel zu “Rogue One” – einem Film, der in der Fan-Gemeinschaft begeisterte Anhänger hat – überzeugte seine Zielgruppe praktisch schon mit dem ersten Trailer, weil dieser zumindest deutlich machte: Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Die Optik, der betriebene Aufwand, die Detailverliebtheit schienen die bisherigen Mehrteiler um Mando, Boba und Obi-Wan in den Schatten zu stellen. Und tatsächlich wurde uns nicht zuviel versprochen: Wer bislang dachte, “Game Of Thrones” oder “The Rings Of Power” seien das Nonplusultra in Sachen hochwertige Serien, sieht sich eines Besseren belehrt. Mehr geht nicht. Wir reden hier über die optischen Qualitäten eines Kino-Blockbusters. Die Produzenten haben die langen Dreharbeiten und die immensen Produktionskosten wahrlich genutzt.
Nun gehört aber mehr dazu als eine bahnbrechende visuelle Gestaltung, um das verwöhnte Streaming-Publikum zu begeistern. Und auch in Sachen Story weiß “Andor” zu beeindrucken: Zwar nehmen sich die ersten drei Folgen, die bislang abrufbar sind, durchaus Zeit für die Geschichte, gehen jedoch genug nach vorne, um nicht mal den Gedanken an Langeweile aufkommen zu lassen.
Die drei Episoden sehen also nicht nur so aus, dass Star-Wars-Fans sich in dieser durchaus kaputten und verdreckten Welt sofort zu Hause fühlen, sie atmen auch die Atmosphäre, die aus dem Franchise einen Kult gemacht hat. Wie zu erwarten war, bleibt der klerikale und poetische Aspekt der Saga komplett außen vor. Die Vorgeschichte zu “Rogue One” berichtet genau wie der Film davon, wie blutig und brutal der Sternenkrieg vonstatten geht. “Andor” steigt fünf Jahre vor der Handlung des Kino-Abenteuers ein und lässt uns miterleben, warum der titelgebende Charakter so skrupellos und gleichzeitig uneigennützig agiert, wie wir ihn kennen gelernt haben. Vordergründig ein charmanter Ganove, hat er eine äußerst düstere Seite – es wird spannend werden, zu sehen, wie er diese als Waffe nutzt und im Verlauf der Handlung eigene Ziele hinten anstellt. Cassian ist ein wütender Zyniker und schießt nicht nur zuerst, sondern notfalls auch von hinten.
“Andor” wird schon jetzt mitunter als Meilenstein in der Historie des größten SciFi-Epos aller Zeiten gefeiert. So vielversprechend der Auftakt auch ist, scheint das doch ein wenig verfrüht. Aber auf jeden Fall packt die Serie euch ganz tief bei eurem Fan-Herz. Versprochen.