“The Orville” hebt ab: Macht nicht mehr draus, als es ist!
Captain Ed Mercer (Seth MacFarlane) hat viel um die Ohren: Nicht genug, dass ihn seine erste Mission als Captain des Raumschiffs “Orville” vollauf beschäftigt, kommt ihm auch noch sein Erster Offizier Kelly Grayson (Adrianne Palicki) in die Quere. Die Gute hat Haare auf den Zähnen und ist seine Ex-Frau. Im Vergleich zur Dauerdiskussion mit ihr kommt Ed die Zusammenarbeit mit seiner restlichen Crew fast entspannt vor. Dabei besteht diese aus ebenfalls durchaus verspannten Egozentrikern – unter ihnen die resolute Schiffsärztin Dr. Claire Finn (Penny Johnson Jerald), der notorisch grimmige Zweite Offizier Bortus (Peter Marton), ein Kling… äh: Moclaner, die unerfahrene Vulk… äh: Xelayanerin Alara Kitan (Halston Sage) und der kühle Androi… äh: Kaylon Isaac (Mark Jackson), seines Zeichens Wissenschaftsoffizier und auf Forschungsmission unter seinen biologischen Kameraden.
Viel war in den vergangenen Monaten zu lesen über MacFarlanes aktuelles Projekt. Der Mann, der mit der Trickserie “Family Guy” oder Filmen wie “Ted” nicht nur der Unterhaltungsindustrie, sondern der Gesellschaft vor allem in den Vereinigten Staaten den Spiegel vorhält, hatte sich vorgenommen, seiner Begeisterung für Star Trek nachzugehen. “The Orville”, das Ergebnis seiner Arbeit, sei sehr gelungen, hieß es von jenen, die die Serie bereits verfolgt hatten. Sie sei sogar besser als “Star Trek: Discovery”, also das offizielle neue Produkt des Franchise. Dabei balanciere es gekonnt zwischen Parodie und durchaus ernstzunehmender Hommage an das Original, namentlich der ersten Serie und “The Next Generation”. Sogar zwei Fronten kristallierten sich heraus: Wem die Abenteuer der “Discovery” nicht klassisch genug erschienen, der hielt nun eisern zur Crew der “Orville”.
Wie so oft, wenn etwas mit viel Getöse diskutiert und all zu frenetisch gefeiert wird, ist eigentlich alles halb so wild. “The Orville” – inzwischen auf ProSieben zu sehen – ist eine nett gemachte, überraschend kostengünstig produzierte Parodie auf TOS und TNG. Nicht weniger, aber auch mit gutem Willen auf keinen Fall mehr. Oder anders: Wer angesichts des einen oder anderen kreativen Plots tatsächlich glaubt, hier auch nur einen Hauch von ernsthafter SF-Serie wahrzunehmen, hält mit Sicherheit auch “Family Guy” für harmlosen Zeichentrick aus dem Kinderprogramm.
Das Problem: So richtig lustig ist “The Orville” leider nicht. Gemessen am Zynismus von MacFarlanes sonstigen Projekten kommen die Dialoge relativ harmlos daher. Und bedenkt man den Enthusiasmus und den Sinn für Perfektion, die er für gewöhnlich an den Tag legt, sieht das Ergebnis zudem wenig beeindruckend aus. Es mag allerdings Absicht sein, dass die Optik von “The Orville” an bessere Fan-Filme erinnert. Die beiden zugrunde liegenden Serien waren technisch auch nicht direkt ihrer Zeit voraus. (Nicht vergessen: Visuell konnte Star Trek immer eher im Kino punkten.)
Bleibt unterm Strich eine vergleichsweise harmlos-humorvolle Parodie, die dem Anspruch, den ein allzu frenetisches Publikum ihr andichtet, gar nicht gerecht werden kann. Und dies sympathischerweise auch zu keinem Zeitpunkt versucht. Der Kaiser ist nackig, Freunde – er hat aber auch nichts anderes behauptet.