Star Wars trifft Spielberg: Gebt den galaktischen Goonies eine Chance

Star Wars trifft Spielberg: Gebt den galaktischen Goonies eine Chance

Nach dem Sturz des galaktischen Imperiums herrscht Frieden in der Galaxie. Für Ärger in der Neuen Republik sorgen allerdings Piraten, die Raumschiffe überfallen und plündern. Die Bevölkerung der Planeten bekommt davon nicht allzu viel mit. Der zehnjährige Wim (Ravi Cabot-Conyers) beispielsweise hat ganz eigene Probleme: Ärger in der Schule und Stress mit seinem Vater (Tunde Adebimpe). Gut, dass sein schüchterner bester Freund Neel (Robert Timothy Smith) zu ihm hält. Als die beiden einen vermeintlichen Jedi-Tempel entdecken, treffen sie auf die gleichaltrigen Fern (Ryan Kiera Armstrong) und KB (Kyriana Kratter). Das angebliche Gebäude entpuppt sich als uraltes Schiff und entführt die vier Kinder in den Hyperraum. Es beginnt ein Abenteuer, auf das das Quartett nicht vorbereitet war.

Es war wie immer: Kaum wurde der erste Trailer zur neuen Star-Wars-Serie “Skeleton Crew” veröffentlicht, hagelte es Häme und Hass. Das ist nicht unser Star Wars! Kinderkram! Sollen das die “Goonies” sein?!

Bleibt Disney zu dicht an den legendären Kinofilmen, flucht das Fandom wegen vermeintlicher Langeweile. Wagen die Produzenten sich zu weit auf unerforschtes Terrain, brüllen viele “Verrat”. Und Rohrkrepierer wie “The Book of Boba Fett” oder “The Acolyte” bestätigen die Kritiker auch noch in ihrer Grundhaltung. Eine gesunde Skepsis mag ja angebracht sein. Und vielleicht gehört Star Wars wirklich eher ins Kino als auf den Fernsehschirm. (Diesbezügliche Planungen verlaufen derzeit ja eher chaotisch.) Aber ein wenig Offenheit und Fairness würde manchen Fans durchaus gut tun.

“Skeleton Crew” kann sich nämlich sehen lassen, wenn man von den bislang publizierten zwei Episoden ausgeht. Die Serie sieht toll aus und hat optisch absolut Kino-Niveau. Die Charaktere sind gut besetzt und durch die Bank sehr charismatisch. Die Handlung braucht einen Moment, um in die Gänge zu kommen, nimmt aber dann Fahrt auf und ist spannend inszeniert. Wir erleben die Welt des galaktischen Krieges mal abseits von lauten Schlachtfeldern, dunklen Grotten oder wilden Landschaften. Bislang standen Coruscant und Corellia für die dicht besiedelten Welten dieser Universen, ähnlich wie in “Andor” wird nun auch mal etwas vom alltäglichen Leben gezeigt.

Grundsätzlich scheint “Skeleton Crew” aber in der Unterwelt angesiedelt zu sein, die wir aus “The Mandalorian” kennen. Die Mischung aus Vorort-Coming-of-Age à la Steven Spielberg und Piratenabenteuer verortet die neue Disney+-Serie tatsächlich dort, wo in den 80ern “Die Goonies” zu Hause war. Konterkariert wird das jedoch durch einige relativ gewalttätige Actionszenen und eine gewisse düstere Grundstimmung. Nicht vergessen: Der Krieg ist zur Zeit der Handlung noch nicht lange her, der Frieden ein fragiles Konstrukt.

Gebt der Sache eine Chance. Schlimmstenfalls werdet ihr gut unterhalten. Bestenfalls schafft Star Wars es endlich, auch abseits der großen Leinwand mit ein paar neuen Ideen zu punkten.

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