Lichtblick in der Apokalypse: Das kann Disney+
Der Zeitpunkt könnte ungünstiger kaum sein – oder ist das Gegenteil der Fall? Einerseits wirkt es natürlich ein bisschen deplatziert, wenn Disney seinen lange angekündigten hauseigenen Streaming-Dienst mitten in der Corona-Pandemie positioniert. Andererseits gieren die Menschen verständlicherweise nach Ablenkung in der häuslichen Quarantäne. Da könnte – zynisch gedacht – die große Stunde für das mächtigste Unterhaltungsunternehmen der Welt schlagen. Jedoch noch ein kleiner Twist: Wer gönnt sich angesichts einer drohenden Rezession eine zusätzliche Ausgabe von knapp 70 Euro im Jahr?
Nun aber die Augen geradeaus: Was kann Disney+ überhaupt? Zunächst mal überrascht, wie vergleichsweise unspektakulär der Branchengigant sein neues Zugpferd an den Start gebracht hat. Klar, vor allem online stapfte überall der “Mandalorian” über den Bildschirm. Aber das Haus der Maus ist eigentlich dafür bekannt, etwas mehr auf den Putz zu hauen. Vermutlich ist die vergleichsweise schlichte Befeuerung des Kanals der oben erwähnten Apokalypse geschuldet.
Wenig aufregend, wenngleich schick funkelnd ist auch die Gestaltung dessen, was die App auf den Fernsehschirm zaubert. Es ist die klassische Menüführung, wie sie der Hauptkonkurrent Netflix ebenfalls bietet. Daher findet man sich auch schnell in der intuitiven Bedienung zurecht und muss nicht lange klicken. Das Angebot umfasst das, was Disney uns versprochen hat: fast alles von den großen Werbeträgern Star Wars und MCU, dazu sämtliche Trickfilm-Klassiker aus Kino und Glotze, einiges an exklusivem Kleinkram, den National-Geographic-Unterkanal und überraschend viele Filme, die man dem Konzern gar nicht zugeordnet hätte. Disney ist halt nicht nur “Fluch der Karibik”, sondern auch “Gegen jede Regel”.
Wir spulen kurz zurück: fast alles? Ganz recht. Ganz komplett sind weder die Sternenkrieg-Saga noch Marvels Film-Universum. Hier wie dort spielen Lizenzrechte eine Rolle. Andererseits dürfte ohnehin jeder die Blockbuster beider Franchises gesehen haben – und sicher wird sich diesbezüglich mittelfristig noch einiges tun.
Ob sich das Ganze lohnt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ein kleiner Lichtblick in dunklen Tagen ist die perfekt schillernde Wundertüte aus Entenhausen auf jeden Fall. Denn Entertainment kann Disney, das sollte klar sein. Und so dürften die kommenden Tage im heimischen Exil zumindest nicht langweilig werden. Hoffen wir dennoch, dass es nicht mehr allzu viele sind.