Bruchpiloten, Folge 2: Rita

Bruchpiloten, Folge 2: Rita

Für die neue Reihe “Bruchpiloten” haben wir uns gegenseitig jeweils sieben Pilotfolgen von Serien zugeteilt, die der jeweils andere sehen und hinterher darüber bloggen soll. Voraussetzung: Es müssen Serien sein, die der andere noch nicht kennt. Heute bei mir in Folge 2: Rita.


Vorab wusste ich über diese Netflix-Serie nur, dass sie aus Dänemark stammt und entgegen meiner allerersten Erwartung wirklich kein bisschen mit “Ritas Welt” zu tun hat, die um die Jahrtausendwende Gaby Köster den Durchbruch bescherte. Diese Rita nun ist zwar auch blond und um die 40, arbeitet aber nicht im Supermarkt, sondern in einer Schule. Und zwar als Lehrerin, wie sich erst nach einer relativ ungewöhnlichen ersten Szene herausstellt, in der sie heimlich auf dem Klo raucht – und eine Kritzelei an der Wand korrigiert. Sowas – das Korrigieren – steckt einem im Blut, das kenne ich. Mit dem Rauchen ist das sicher ähnlich, aber da kann ich mangels Erfahrung nicht mitreden. Damit sind wir schon bei meinem großen Problem: Ich habe wirklich nicht die geringste Ahnung, wie es ist, sich als chaotische, aber selbstbewusste allein erziehende Mutter durch Dänemark zu schlagen.

Und anders als vermutlich das überwiegend weibliche Publikum dieser Serie kann ich es mir auch nicht recht vorstellen. Ritas Markenzeichen sind offenbar ein lockeres Mundwerk und enge Jeans. Mit dem einen wehrt sie sich erfolgreich gegen nervige Schüler und Kollegen, das andere hat ihr wohl eine rein sexuelle Affäre mit ihrem verheirateten Chef eingebracht. In der ersten Folge werden wir Zeuge, wie die schlagfertige Pädagogin eine neue Kollegin in der Schule begrüßt, den Direktor nach einer halben Nummer im Klassenzimmer aus ihrem Leben schmeißt, ihre erwachsene Tochter wieder bei sich aufnimmt, den Schwiegervater ihrer anderen erwachsenen Tochter als einen ihrer Ex-Freunde wiedererkennt, das nicht unerwartete Coming Out ihres Jüngsten locker aufnimmt, ihre Sammlung von Troll-Puppen entsorgt und nebenbei den Schulalltag meistert. Es ist also einiges los in der Welt dieser Rita. Und ungefähr alles davon juckt mich nicht die Bohne.

Immerhin: Die verbalen Schlagabtausche sind unterhaltsam und erinnern ein bisschen an “Gilmore Girls” (noch eine Serie über eine starke Mutter), das macht den Titelcharakter durchaus sympathisch. Das Gleiche gilt für den Umstand, dass sie das Leben auf ihre ganz eigene Art meistert und dabei zu ihren Fehlern steht (wobei der Schlussstrich unter ihr offenbar zu infantiles Faible für skandinavische Fabelwesen dazu nicht recht passt).

Am Ende stehen die Heldin und ihr bunter Familienhaufen eng zusammen und lachen gemeinsam. Das macht aktuell ein wenig sehnsüchtig, ist für mich aber vor allem der passende Moment, um mich endgültig zu verabschieden. Alles Gute, Rita, du machst das schon. Auch ohne mich als Zuschauer.

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