Insert name here: Magnolia
Klar: Mit Filmen und Serien kennen wir uns aus. Und doch haben Kartoffeln manchmal Löcher, Sitzkartoffeln also auch: Wissenslücken. Wer kennt schon jeden Klassiker? Wir jedenfalls nicht. Wollen wir aber. Also rufen wir uns gegenseitig die Titel von Meisterwerken der Filmgeschichte zu, die das Gegenüber noch nie gesehen hat. Und nun gucken muss – und darüber schreiben (natürlich ohne Google).
Kirsten rief: Magnolia.
Markus‘ erster Gedanke: What the frog?
Es werde Frösche regnen, kündigte Kirsten an, schwieg sich aber ansonsten natürlich über den Inhalt dieses mir völlig unbekannten Films aus. Ich ahnte also nicht, was mich in den folgenden drei Stunden erwarten würde.
Und auch danach kann ich leider nicht recht in Worte fassen, was ich gesehen habe. Während der ersten Viertelstunde hatte ich jedenfalls das dringende Bedürfnis, mir die Haut vom Gesicht und in kleine Fetzen zu reißen. Man hört nämlich ein sehr schönes Lied von Aimee Mann und darüber die Dialoge und Geräusche des Films – alles etwa gleichlaut. Dazu erzählt eine Stimme aus dem Off zunächst absurde Geschichten über merkwürdige, teils tödliche Zufälle, und die Protagonisten werden zwar nicht vorgestellt, aber zumindest gezeigt. Das alles überfordert selbst stabile Nervensysteme, meines jedoch lag nach etwa anderthalb Minuten in Trümmern. Zuviel Informationen, zu viele Töne übereinander, warum kann man den Film nicht einzeln gucken und das Lied gesondert hören, hab ich was am Blu-ray-Player falsch eingestellt, es nimmt kein Ende, ist der ganze Film so, Hilfe, holt mich hier raus!
Nach diesem extrem anstrengenden Intro, also nach einer gefühlten Ewigkeit, beginnt der eigentliche Film. Und der ist nicht viel weniger verwirrend. Ein alter Mann (Jason Robards) liegt im Sterben. Ein anderer alter Mann ist ebenfalls todkrank. Julianne Moore ist traurig und tablettensüchtig. Tom Cruise spielt einen unsympathischen Macho-Coach, William H. Macy einen unsympathischen ehemaligen Kinderstar, Philip Seymour Hoffman einen unsympathischen Krankenpfleger und John C. Reilly einen unsympathischen Polizisten. Ein Junge macht sich vor laufenden Fernsehkameras in die Hose. Es gibt Sex und Gewalt, meist ist es dunkel, es wird viel über den Tod und Gott geredet. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie all diesen Szenen und Figuren zusammenhängen, und ganz ehrlich: Ich habe den Film bis zum Schluss schlicht nicht verstanden.
Kurz vor besagtem Ende regnet es tatsächlich Frösche. Nicht metaphorisch, sondern ganz real. Eigentlich sogar extrem realistisch dargestellt, mit Blut und Glasscherben und so. Warum das passiert, kann ich natürlich nicht sagen, ich bin nicht mal sicher, ob das überhaupt erklärt wird beziehungsweise ob es von Bedeutung ist.
Ich schätze, ein paar der Protagonisten sind die Kinder der Figur von Jason Robards. Und John C. Reillys Cop verliebt sich in eine Junkie-Braut, vermutlich ebenfalls Teil der Familie.
Die Musik ist gut. Ich war überrascht, wie viele Lieder von Aimee Mann ich kannte, ohne zu wissen, dass sie von Aimee Mann sind. Unbedingt mal ohne diesen Film anhören.
Denn “Magnolia” ist pure Folter. Oder etwas freundlicher formuliert: Dieser sicher gut gespielte und anspruchsvolle Film war die bislang größte Herausforderung für mich, seit wir “Insert name here” gestartet haben. Zeitweise wollte ich ihn nicht einfach ausmachen, ich wollte weglaufen. Respekt für jeden, der ihn erträgt. Gerne nie wieder.