Basti is back: “Pastewka” macht Schluss mit ernst
Nachdem er die erste Phase seiner Lebenskrise häufig nackt und noch häufiger in einem Wohnmobil verbracht hat, brechen für Bastian Pastewka (Bastian Pastewka) wieder bessere Zeiten an: Unter öffentlichem und finanziellem Druck lernt er endlich seine neugeborene Nichte kennen – und verliebt sich sofort unsterblich in das brüllende Bündel, das nur in seiner Gegenwart zufrieden lächelt. Klar, dass Hagen (Matthias Matschke) und “die Bruck” (Bettina Lamprecht) das ausnutzen und aus ihrem Öko-Bauernhof ähnlich entspannt eine Art Landkommune machen, während sich Basti um die Kleine kümmert. Dafür fängt dieser sich wieder, findet dort eine neue Unterkunft und dank Dreharbeiten fürs ZDF auch wieder einen relativ regelmäßigen Job. Bleibt der Kummer um seine Verflossene Anne (Sonsee Neu), im Gegensatz zum frisch gebackenen Fernseh-Arzt Pastewka tatsächlich Medizinerin. Und natürlich läuft auch ein organisierter Alltag für den chaotischen Comedian alles andere als alltäglich.
Er hat es einem nicht leicht gemacht: Nachdem ich die ersten sieben Staffeln von Pastewkas selbstbetitelter Serie vermutlich häufiger gesehen hatte als irgendein anderes Fernsehformat, nachdem ich also seit 2005 ein treuer Fan war, hat mich Staffel 8 ja gelinde ausgedrückt dramatisch enttäuscht. Zu düster, zu wenig lustig, stattdessen überambitioniert in Richtung Drama schielend, statt sich auf die Kernkompetenzen zu besinnen. Midlife crisis statt Meta-Komik – das war einfach nicht mehr mein “Pastewka”. Applaus gab es dafür zwar trotzdem, allerdings von der falschen Seite (etwas, wovor Bastian den Kollegen Dietmar Bär in Episode 57 ausdrücklich warnt). Auf Facebook bejubelten einige Anhänger eben doch die lustige Hals-Geste (“möööp”) oder die Sexszene, obwohl das eine auch in der Serie stellvertretend dafür steht, wovon sich ihr Protagonist im realen Leben distanzieren wollte, und das andere eher verzweifelt als überzeugend wirkte.
Hier habe ich mich darüber ausgelassen, wie sehr ich mit der neuen Ausrichtung haderte. Und das brachte mir immerhin insofern Beachtung durch den Meister ein, dass er mich seither auf Twitter blockiert. Dementsprechend missmutig und eher pflichtschuldig sah ich mir also die erste Folge von Staffel 9 an…
… und war überrascht wie selten. Und zwar positiv. Von der kompletten Staffel. Das ist “Pastewka”, das ist – zumindest für mich – sogar Pastewka! Ganz offensichtlich haben sich die Produzenten und der Hauptakteur die Kritik zu Herzen genommen. (Nicht meine, das ist klar – aber es gab ja wirklich zahlreiche kritische Stimmen.) Und haben die ganze Sache soweit zurückgedreht, dass wir nun einen “Pastewka” 2.0 haben, der funktioniert. Das bedeutet: Natürlich geht das Leben weiter, selbstverständlich verändern Menschen sich – dem tragen Handlung und Handelnde durchaus Rechnung. Auch ist der Humor manchmal subtiler, ist zudem nicht alles immer lustig. Das erwartet 2019 auch niemand. Aber die Figuren benehmen sich nicht mehr out of character wie in der unglücklichen Vorgängerstaffel. Basti zieht nicht ständig blank, was einfach auch nicht zu seiner Figur passt. (Äh… zu seiner Serienfigur. Sein Körperbau spielt dabei keine Rolle.) Und trotz übergeordneter Handlung ist das Ganze einfach locker und unterhaltsam statt verkrampft und bemüht. “Pastewka” erzählt die fiktive Geschichte von Bastian Pastewka. In diesem Konzept finden eventuelle tatsächliche Neuorientierungen des Darstellers schlicht keinen Platz. Dass dieser mehr kann als den Clown muss er nicht beweisen, hat er nämlich schon. (Unter anderem in “Morgen hör ich auf”.) Auch hagelt es Anspielungen und Zitate, die wahre Fans an alte Folgen erinnern und das kleine Universum des tapsigen Herrn P. umso glaubhafter machen.
So darf es gerne weitergehen. Ich bin versöhnt und freue mich auf die nächste Staffel. Und dass ein Schauspieler, den ich nicht persönlich kenne, mich in einem sozialen Netzwerk blockiert, verbuche ich als unprofessionellen Ausrutscher. Wie Staffel 8, über die künftig geschwiegen werden soll wie über “Highlander II”.