2018: Mein Glotzjahr
Ein ganzes Jahr, also zwölf Monate, 365 Tage, drölfzigtausend Minuten… wie zur Hölle verpackt man die in ein paar Zeilen? (Okay, hier und hier kann man nachlesen, wie das geht. Aber:) Mehr sollen es nämlich diesmal nicht sein. Soll sich ja auch ein bisschen flott weglesen, so ein Jahresrückblick. Das korrekte Lösungswort fängt mit H an und hört mit -itparaden auf. Denn seien wir ehrlich: Ich habe nicht wenige der besagten quadrillizwickten Minuten vor dem Fernseher oder der Kinoleinwand verbracht. Da sind drei Top 5 schnell zusammengestellt. Los geht’s (ausführliche Rezis hab ich wieder verlinkt).
Die besten Kinofilme 2018:
1. Avengers: Infinity War – Das Epos. Das Meisterwerk. Der Meilenstein. Und verdammt – dabei nur die erste Hälfte eines Zweiteilers. Noch nie war es während des Abspanns eines actionbetonten Blockbusters derart ruhig im Kino. Das sollte das (vorläufige) Ende sein?! Ernsthaft? Wie gut ich Minuten zählen kann, hab ich mit nun schon zwei erfundenen Zahlen verdeutlicht, aber bis zum Start von “Endgame” im April sind es auf jeden Fall zu viele.
2. Mission: Impossible – Fallout – Glaubt mir einfach: Ich habe ziemlich sicher ungefähr alle Actionfilme geguckt, die gedreht wurden. Es ist also praktisch kaum möglich, mich mit Szenen zu überraschen, die ich noch nicht gesehen habe. Wenn das dann doch mal jemand schafft, ignoriere ich notfalls sogar, dass er ein durchgeknalltes Arschloch ist und einer geldgeilen Sekte angehört. Mit dem, was er hier abfackelt, lässt Tom Cruise, die arrogante Kampfsau, so manchen filmischen Fehltritt seiner jüngeren Vergangenheit vergessen. Apropos Fehltritt – autsch!
3. Deadpool 2 – Woohoo! Bekloppter und cleverer, brutaler und lustiger, unterhaltsamer und lauter als der erste Kino-Alleingang des unkaputtbaren Söldners mit der großen Klappe – erstaunlich, dass das geht. Denn der war schon sehr bekloppt und clever, brutal und lustig, unterhaltsam und laut.
4. Ready Player One – Spielberg kann es noch: In der guten alten Zeit war ein Kinobesuch ein buntes Abenteuer. Man hatte knapp zwei Stunden lang eine gute Zeit, konnte der Realität entfliehen und staunte über das Geschehen auf der Leinwand. Genau das schafft diese familientaugliche Geschichte über einen Jungen, der eine gute Zeit haben und der Realität entfliehen will. Wer zudem sämtliche Anspielungen und Cameos mitkriegen möchte, muss den Film vermutlich ein halbes Dutzend mal in Standbildern gucken.
5. Solo – A Star Wars Story – Während “Rogue One” sich den militärischen Aspekt der Saga herausgepickt hat, setzt der erste Flug des berühmtesten Schmugglers der Galaxis auf deren Abenteuer-Aspekt. Also darauf, was ich an Star Wars liebe. Trotz kleinerer Kritikpunkte: Als Han und Chewie das erste Mal nebeneinander im “Falken” saßen, pochte die Macht in meiner Brust. Und er schießt immer zuerst!
Bonus-Film: Bohemian Rhapsody – Grandiose Bilder, natürlich grandiose Musik, aber eben leider eine weitgehend fiktive Story machen Freddie Mercurys verfilmte Biografie zu einem sehenswerten, aber für Fans zwiespältigen Vergnügen. This is just fantasy.
Die besten Serien 2018:
1. Marvel’s Daredevil – Season 3 – Der blinde Verbrecherjäger bleibt das Aushängeschild der Netflix-Beiträge zum Marvel Cinematic Universe (die offenbar vor dem Aus stehen). Düster, teilweise sehr gewalttätig und so spannend wie mitreißend: Souverän kämpft sich Matt Murdock zurück aus der Dunkelheit. Und auf den ersten Platz meiner Liste.
2. Tatort/Polizeiruf 110 – Es bleibt dabei: Linearfernsehen ist für mich Geschichte. Die prägendsten der wenigen Ausnahmen sind der Krimi-Dauerbrenner im Ersten und seine Schwesterreihe. Beide schaffen es nämlich bei durchschnittlich extrem hoher Qualität, immer wieder zu überraschen. Dieses Jahr zum Beispiel damit, dass mein Lieblingsfall nicht aus Dortmund oder Rostock kam, sondern aus Berlin. Mehr dazu drüben auf meiner dienstlichen Seite.
3. Der Tatortreiniger – Staffel 7 – Schotty wird fehlen. Und hat mit 31 skurrilen Kammerspielen natürlich Fernsehgeschichte geschrieben. Die letzte Folge “Einunddreißig” ist noch mehr meta als “Meta” (der erwähnte “Tatort” aus der Hauptstadt) und ein würdiger Abgesang auf die größte unter den kleinen Perlen im öffentlich-rechtlichen Angebot.
4. The Walking Dead – Season 9 – Es war von Anfang an erstaunlich, dass mich eine Serie über die Zombie-Apokalypse begeistert. Es ist noch erstaunlicher, dass sie das nach einer kurzen Flaute noch immer tut. Die erste Hälfte der neunten Staffel war jedenfalls so vielversprechend, dass ich die leise Hoffnung habe, die Erlebnisse der Überlebenden mögen sich noch eine Weile nicht totlaufen. Nur: Man weiß ja, was in TWD mit Hoffnungen passiert…
5. The X-Files – Season 11 – Kirsten hat völlig Recht: Folge 4 der elften Staffel hätte den Abschluss darstellen sollen, und es ist gut, dass diese die letzte war. Hat mich wirklich gefreut, euch wiederzusehen, Dana und Fox. Macht’s gut – und erholt euch von dem wahren Schrecken, der da draußen lauert. Von Chris Carter, dem George Lucas des Fernsehens.
Bonus-Arschbombe: Pastewka – Staffel 8 – Nein, der verzweifelte Versuch des Herrn Pastewka, seine Lebenskrise in einer (ehemaligen) Comedy-Serie aufzugreifen, ist nicht gelungen. Nein, Herr Pastewka ist privat offenbar weder lustig noch nett. Ja, ich bin sauer. Und ja, nur deshalb taucht dieses Fiasko hier auf.
Die besten Home-Entertainment-Filme 2018:
1. Shape Of Water – Im Kino verpasst, digital gekauft: Diese mal blutige, mal traurige, oft unerwartet zärtliche Romanze der anderen Art ist nichts weniger als ein Geniestreich. Sollte man gesehen haben.
2. It Stains The Sands Red – Bei Amazon Video entdeckt, digital gekauft: Wer hätte gedacht, dass die lebenden Leichen nicht tot zu kriegen sind und es noch immer möglich ist, einen originellen Ansatz für die immer gleiche Ausgangssituation zu finden? Das hier ist eine minimalistische und hochspannende Schlurfjagd durch die Wüste, gut gespielt, voller Wendungen und mit einem Hauch Sozialkritik. Geheimtipp!
3. Cold Skin – Im Kino verpasst, als Blu-ray gekauft: So karg und unwirtlich wie die Küstenlandschaft, in der sie spielt, kommt diese Schauermär daher. Es geht um den ewigen Kampf des Menschen gegen die Natur, wie erwartet verschieben sich die Fronten, und wer sich auf die dunkle Atmosphäre einlässt, wird mit einem Kleinod belohnt, das viel mehr ist als ein Monsterfilm.
4. Rampage – Big Meets Bigger – Im Kino verpasst, als Blu-ray gekauft: In diesem existentialistischen Sozialdrama verkörpert der angehende Oscar-Preisträger Dwayne Johnson sensibel einen vom Schicksal gebeutelten Primatenforscher, dessen Freundschaft zu einem Gorilla auf eine harte Probe gestellt wird, als DAS MISTVIEH SICH IN EIN RIESIGES UNGEHEUER VERWANDELT UND MIT ZWEI GESINNUNGSGENOSSEN VERDAMMT NOCH EINS DIE GANZE SCHEISS-STADT IN SCHUTT UND ASCHE LEGT!!! Hirn aus, Spaß an – so geht “Godzilla” (das Original) in teuer.
5. Meg – Im Kino verpasst, als Blu-ray gekauft: In diesem existentialistischen Sozialdrama verkörpert der angehende Oscar-Preisträger Jason Statham sensibel einen vom Schicksal gebeutelten Tiefseetaucher, dessen Begegnung mit einem urzeitlichen Hai sein Leben verändert, weil DAS GIGANTISCHE MISTVIEH VERDAMMT NOCH EINS JEDEN FRISST, DEN ES VOR SEIN RIESIGES MAUL KRIEGT!!! Hirn aus, Spaß an – so geht “Sharknado” in teuer. (Und leider in unblutig.)
Bonus-Film: Springsteen On Broadway – Netflix hat glücklicherweise Bruce’ intimen Solo-Auftritt im Programm. Ich habe gesungen, gelacht und geweint. Und das werdet ihr auch, wenn ihr den Boss und seine Musik mögt und/oder ein Herz habt.