Die Musik zum Film des Lebens nimmt keine Rücksicht
Neulich war ich für eine kurze Zeit Paul Newman. Das ist erstaunlich, denn erstens ist nicht mal mehr Paul Newman Paul Newman, sondern Torf. Und zweitens war das aus mehreren sehr unterschiedlichen Gründen nicht ganz einfach.
Einer davon: Ich war ganz kurz Paul Newman, weil und obwohl ich Billard spielte. Zum zweiten Mal und entsprechend schlecht. Bis es mir gelang, gleich zweimal nacheinander jeweils eine Kugel in ein dafür vorgesehenes Loch zu befördern. (Keine Ahnung, ob es tatsächlich “Kugel” und “Loch” heißt, aber es heißt ganz sicher nicht “befördern”.) Und Paul Newman spielt ja in “The Color of Money” ebenfalls Billard, wenngleich ungleich besser.
Glücklicherweise fiel mir spontan nicht ein, welche Musik im Film zu hören ist (für Komplettisten: Eric Clapton), sondern der Soundtrack einer Szene, die nicht unwesentlich zu Paul Newmans Berühmtheit beigetragen hat: In “Butch Cassidy and the Sundance Kid” tanzt Butch quasi auf einem Fahrrad, und dazu läuft “Raindrops Keep Fallin’ on My Head”. Was irgendwie auch besser passte.
Grundsätzlich ist es so, dass man sich die musikalische Tonspur des Lebens nicht immer aussuchen kann. Sicher kann man sich darauf konzentrieren, lässig zu James Brown durch die tristen Straßen seiner Stadt zu marschieren, um sie etwas weniger trist zu machen. Aber meist füllt doch irgendein Ohrwurm die Lücke zwischen zwei Szenen und den eigenen Ohren. Muss man akzeptieren. Wichtig ist nur: Singt nicht laut mit! Kann peinlich werden, wenn man in der Schlange beim Bäcker “Fuck you – whoo-hoo-hoo” singt oder im Büro das Schlagzeug-Intro von “Live is Life”. Denn unser privater Soundtrack ist ähnlich wie der einer James-Bond-Actionszene: Er passt nicht immer zur Situation. Beweis dieser These: Bei mir läuft gerade “Happy”. Da ist es wichtig, cool zu bleiben. Wie Paul Newman.