Der Lanz, der kann’s (glaubt er)
Es ist einfach, Markus Lanz nicht zu mögen. Er ist schlicht ein derart unterirdischer Moderator, dass die Frage gestattet sein muss, womit zahlende Zuschauer der Öffentlich-Rechtlichen es verdient haben, durch an ihn verschwendete Sendezeit beleidigt zu werden.
Lanz als Talker: Seit 2008 herrscht Markus Lanz über eine nach ihm benannte Talkshow im ZDF. Er selbst missversteht das Format als Personality-Show, in der es darum geht, sich selbst als Allround-Talent zu präsentieren. (Er spricht von seinem “Wohnzimmer”.) Denn dass er die wahre Wundertüte unter den Dauergrinsern auf bundesrepublikanischen Bildschirmen ist – daran hat der Südtiroler keine Zweifel. Die Gestik so smart wie die sorgfältig gegelte Frisur, tausendfach vor dem Spiegel einstudierte Floskeln ohne Inhalt – so gleitet Lanz geschmeidig an Gästen und Inhalt seiner Sendung vorbei. Beides sind ja allenfalls Störfaktoren im routinierten Ablauf der Selbstbeweihräucherung des Herrn Lanz. “Lasst uns nicht…” ist seine liebste Formulierung. Sie dient dazu, Ecken und Kanten abzurunden, auf dass die Störenfriede in der trauten Runde (also sämtliche Eingeladenen) gar nicht erst auf den Gedanken kommen, ihre Sätze zu beenden oder gar einen klaren Gedanken zu fassen. Stichwortgeber sind sie. Besser: Stichwortwiederholer. Hier hat der Gastgeber ganz klar Hausrecht, zudem das Sagen und immer das Wort. Es geht um müffelnde Herrenwitze, um karnevalistisch vorgetragene 80er-Jahre-Sprüche und natürlich um Markus Lanz.
Lanz als Showmaster: Die “verdammten Klickzahlen” sind Schuld, da ist Lanz (ganz Experte für derartige, in seinem Mikrokosmos moderne Fragen) sicher. Klar: All die Twitterer und Blogger, die sich längst einen Spaß daraus machen, das jüngste “Wetten, dass..?”-Fiasko genüsslich zu sezieren, machen das im Namen der Zugriffszahl. Mit den Problemen, die den letzten Showdampfer des Zweiten nicht erst seit Gottschalks Flucht in Richtung Eisberg treiben, hat der vermeintliche Dauer-Shitstorm selbstverständlich nichts zu tun. Mittlerweile ist der sonst so lässige Lanz durchaus genervt: “Wir müssen hier mit einer gewissen Ernsthaftigkeit zur Sache gehen!” Fast verzweifelt kämpft sich der ewige Sonnyboy durch seine zur Pflichterfüllung versteinerte Aufgabe. Dabei meint er es doch nur gut: Eiswürfel in die Hose der seltenen Gäste aus Übersee, mit gutem Willen als “klassisch” zu interpretierende Wetten und konfuse Co-Moderatorinnen, dazu peinliche Phrasen und “Interview”-Fragen, die Tommys Ehrung durch die Gesellschaft für deutsche Sprache im Nachhinein fast gerechtfertigt erscheinen lässt – all das macht Moderator Markus einzig, um sein Publikum zu unterhalten. Doof nur, dass das allenfalls unfreiwillig unterhalten wird. Noch blöder, dass dies immer öfter bei der Lektüre der Kritiken passiert.
Lanz als Musiker: “1995 veröffentlichte er aus Protest gegen die französischen Kernwaffentests auf Mururoa gemeinsam mit Marzel Becker und Stephan Heller unter dem Namen Le camembert radioactif die Single F… ! Chirac.” So steht es in der Wikipedia. Und damit dürfte alles gesagt sein.
Es ist eben leicht, Lanz nicht leiden zu können. Und schwierig zugleich: “Die meisten, die ihn nicht mögen, sind neidisch auf die Frauen, die ihn bewundern”, lautet ein Gegenargument. Dazu nur drei Worte: Birgit Schrowange – ernsthaft?