Sehen, hören, sagen: “Planet der Affen: Survival”
Die Story
Nachdem ein medikamentös erschaffener Virus nicht nur Affen mit Intelligenz ausgestattet, sondern auch den größten Teil der Menschheit dahingerafft hat, ist die Situation zwischen den verfeindeten Gruppen mittlerweile verhärtet. Die Truppe um einen verbitterten Colonel (Woody Harrelson als Marlon Brando) macht gnadenlos Jagd auf den Affenstamm um den ersten Vertreter der neuen Spezies, den mutigen Schimpansen Caesar (Andy Serkis). Verstärkt wird die militärische Einheit von übergelaufenen und versklavten Affen, den so genannten Donkeys, die einst Caesars Widersacher Koba (Toby Kebbell) unterstützten. Nach harten Kämpfen in den Wäldern fallen Caesar, seine Familie und die meisten der übrigen Primaten den Soldaten in die Hände. Die Menschen zwingen sie zum Bau einer Mauer und setzen sie mit Gewalt unter Druck. Dank der Hilfe des stummen Mädchens Nova (Amiah Miller) gelingt es Caesars Freunden, ihren Anführer zu befreien. In einer letzten, verzweifelten Schlacht kämpfen Menschen und Affen um die Vorherrschaft auf dem Planeten.
Die Meinung
Nach “Planet der Affen: Prevolution” (2011) und “Planet der Affen: Revolution” (2014) kommt nun logischerweise “Planet der Affen: Survival”… Da hatte mal jemand eine relativ pfiffige Idee, um die Originaltitel für den deutschen Markt zu ändern, und dann wird sie nicht konsequent durchgezogen. Völlig unverständlich, zumal “Evolution” recht gut gepasst hätte. Denn tatsächlich sehen wir, wie das Leben in der postapokalyptischen Zukunft auf die Gegebenheiten zusteuert, die im Klassiker “Planet der Affen” (1968) dargestellt werden. Nach dem relativ realistischen Ansatz des ersten Teils und den wilden Kampfszenen des zweiten hält sich der dritte (und vermutlich nun doch nicht letzte) an das Erfolgsrezept seiner Vorgänger. Der Film nimmt sich Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Die Protagonisten auf beiden Seiten werden detailliert und glaubhaft gezeichnet. Und mit Angst, Hoffnung, Wut und Liebe werden ganz große Gefühle bedient. Zudem sind die Spezialeffekte fast nicht zu fassen – und das im Wortsinn. Abgefahrene Monster aus dem All per CGI auf die Leinwand zu zaubern, ist eine Sache. Aber real existierende Lebewesen wie Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zu erschaffen, ihnen per motion capture von Schauspielern Leben einhauchen zu lassen und sie mit unterschiedlichen Charakteren zu versehen – das ist Kunst. Die Effekte verkommen nicht zum Selbstzweck, sondern unterstützen die Story, sind ein Teil davon. Diese wiederum ist packend genug, so dass man sich über die perfekt integrierten Elemente aus dem Rechner ohnehin keine Gedanken macht. Andy Serkis als Caesar ist mal wieder eine Macht und dürfte spätestens jetzt dafür mit ein paar Preisen geehrt werden. Trotz kleinerer Hänger – der Film ist ein bisschen zu lang und an manchen Stellen etwas symbolbeladen – ist “War For The Planet Of The Apes” (so der US-Titel) ein würdiger Abschluss der Trilogie. Die allerdings (weiter oben deutete ich es bereits an) nach aktuellen Angaben der Produzenten ziemlich sicher fortgesetzt wird. Letztlich regiert eben auch auf dem Planeten der Affen das liebe Geld.
Der Hintergrund
Die erste Verfilmung des Romans von Pierre Boulle stammt aus den späten 60ern und nimmt klare Bezüge auf damals aktuelle Themen wie Rassismus und die Gefahr eines dritten Weltkriegs. (Übrigens zwei Probleme, die leider heutzutage ebenso zum Alltag gehören.) Die Folgefilme beschäftigten sich mit Zeitreisen und dem üblichen Paradoxon, um zu erklären, wie es zum Machtwechsel auf der Erde kam. Leider fand die Kinoreihe mit “Die Schlacht um den Planet der Affen” (1973) und der ein Jahr später produzierten Fernsehserie einen eher unrühmlichen Abschluss. Tim Burton versuchte sich 2001 an einer Neuinterpretation, die viel gescholten wurde, sich aber letztlich enger an die literarische Vorlage hielt. Die aktuelle Kinofassung startete vor sechs Jahren und stellt so etwas wie die Vorgeschichte zum 68er-Film dar, auf den auch immer wieder angespielt wird. Dabei beziehen sich vor allem im dritten Teil die sozialkritischen Elemente auf Themenkomplexe wie Faschismus (die Affen werden in Lagern gehalten und bis zum Tod ausgebeutet) und den wieder erstarkenden Nationalismus (der Bau der Mauer). Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen? Im Gegenteil – gut gebrüllt, Affe.